Vielleicht hast du schon vom Goldenen Schnitt gehört, aber was ist er eigentlich, wo kommt er zum Einsatz und wie kannst du ihn nutzen? Das alles erklären wir hier.
Was haben die Pyramiden von Gizeh und die Mona Lisa mit X (ehemals Twitter) und Pepsi gemeinsam? Alle wurden mithilfe des Goldenen Schnitts designt. Der Goldene Schnitt (auf Englisch: Golden Ratio) ist ein mathematisches Teilungsverhältnis und findet sich häufig auch in der Natur wieder.
Wenn du den Goldenen Schnitt in deinen Designs einsetzt, schafft das eine sehr natürlich aussehende Atmosphäre, die ästhetisch schön anzusehen ist. Wie du das am besten machst, zeigen wir dir hier. Aber zuerst gehen wir etwas näher auf die Erklärung des Goldenen Schnitts ein und versuchen den mathematischen Hintergrund vereinfacht darzustellen.
Vereinfacht gesagt existiert der Goldene Schnitt, wenn eine Linie in zwei Teile geteilt wird und der längere Teil (a) geteilt durch den kürzeren Teil (b) gleich der Summe von (a) + (b) geteilt durch (a) ist, was beides 1,618 ergibt.
So, wer jetzt mathematisch ausgestiegen ist, bitte weiter dranbleiben, denn wir können das Ganze auch noch visuell erklären. In der Designwelt geht es nämlich beim Goldenen Schnitt vor allem darum, Ästhetik – also ein Gefühl von Schönheit – zu kreieren und zwar mithilfe von harmonischer Proportionierung.
Genau diese Harmonie und Verhältnismäßigkeit findet sich seit Jahrtausenden in zig Meisterwerken – von den bereits erwähnten Pyramiden von Gizeh bis zum Parthenon in Athen; von Michelangelos Die Erschaffung Adams an der Decke der Sixtinischen Kapelle bis zur Mona Lisa; vom Pepsi-Logo bis zum X (Twitter)-Logo. Auch unsere Körper und Gesichter folgen dem mathematischen Teilungsverhältnis und unser Gehirn bevorzugt Objekte und Bilder, die vom Golden Schnitt Gebrauch machen.
Der Goldene Schnitt kann auch auf Formen angewandt werden. Wenn du ein Quadrat nimmst und eine Seite mit 1,618 multiplizierst, bekommst du ein Rechteck mit harmonischen Proportionen.
Legst du jetzt das Quadrat über das Rechteck, siehst du klar den Goldenen Schnitt:
Wenn du jetzt wieder die Formel des Goldenen Schnitts auf das neu entstandene Rechteck (ganz rechts außen) anwendest, dann bekommst du immer kleinere Quadrate:
Und jetzt wird vielleicht auch schon langsam klar, worauf wir hinaus wollen: Wenn du in jedem Quadrat eine Kurve von einem Eck ins andere zeichnest, wird daraus die sogenannte Goldene Spirale. Diese basiert auf der Fibonacci-Folge, einer Serie von Zahlen, bei der jede Zahl die Summe der vorhergehenden zwei Zahlen ist. Beginnend bei 0, lautet die Sequenz folgendermaßen: 0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, … und so weiter.
Und genau diese Goldene Spirale findet sich in vielen Formen in der Natur wieder – Farne, Blumen, Muscheln und sogar Wirbelstürme haben diese Form.
Wenn du jetzt anstatt einer Kurve Kreise in die Quadrate zeichnest, dann haben diese ein Verhältnis von 1:1,618 und daher gleichmäßige Proportionen zueinander.
So, jetzt haben wir Quadrate, Rechtecke und Kreise, die dem Goldenen Schnitt folgen, aber wie kannst du das Ganze für deine eigenen Designs verwenden?
Nachdem wir uns jetzt mit der spannenden mathematischen Theorie beschäftigt haben, geht’s nun ums Gestalten. Du kannst den Goldenen Schnitt in vielerlei Hinsicht bei deinen Designs einsetzen, vor allem in Bezug auf Layout, Platzierung, Inhalt, Bildgestaltung und verschiedenste Formen.
Nutze den Goldenen Schnitt als Richtlinie, um die Dimensionen für ein Layout zu bestimmen. Wende dazu etwa die Dimensionen 1:1,618 an: Teile einfach ein 960-Pixel-weites Design durch 1,618, was 594 Pixel ergibt, und schon hast du dein Layout mithilfe des Goldenen Schnitts in zwei Teile unterteilt.
Bilder von Kat Gaskin und Pok Rie via Canva Photos
Natürlich kannst du das auch mit anderen Formaten machen und schon arbeitest du mithilfe der harmonischen Proportionen des Goldenen Schnitts. Dieses Zwei-Spalten-Layout wird auch gerne im Webdesign angewandt, da es eine klare, einfach zu lesende Struktur ergibt – mit einem Sinn für Balance und Hierarchie.
Die richtige Platzierung und die ideale Menge an weißem Raum sind wichtige Design-Elemente und der optimale Einsatz dieser schafft meist ein tolles Endresultat. Die Platzierung diverse Elemente im weißen Raum nimmt oft viel Zeit in Anspruch, also warum nicht einfach den Goldenen Schnitt zu Rate ziehen.
Berechne daher einfach, wie oben im Artikel gezeigt, die einzelnen Quadrate und setze dann in die Kästchen verschiedene Elemente bzw. lass weißen Raum. Damit ist dir garantiert, dass die Proportionen deiner Elemente richtig zueinander berechnet sind und das Design ästhetisch ansprechend aussieht. Vor allem falls du mit verschiedenen Elementen arbeitest, stellst du mit dem Goldenen Schnitt sicher, dass sich die richtigen Proportionen konsistent durch dein Design ziehen. Und wie du siehst, arbeiten auch wir von Canva mit dem Goldenen Schnitt.
Der Goldene Schnitt kann als Richtlinie verwendet werden, um Design-Inhalte ansprechend zu platzieren. Unser Auge fällt natürlicherweise auf den Mittelpunkt der Spirale, wo es sich in Details verliert. Das bedeutet, dass der Schwerpunkt deiner Designs auch im Zentrum der Spirale liegen sollte – vor allem visuelle Elemente oder wichtige Textteile bzw. Überschriften können dort schön platziert werden.
Bei dem Foto oben sieht man schön, wie ein Hingucker direkt im Zentrum der Metallspirale platziert wurde, wodurch sich ein sehr harmonisches Gesamtbild ergibt.
Die Bildgestaltung ist für jedes Bild von Bedeutung, egal, ob du wichtige Informationen übermitteln oder ein ästhetisches Foto machen möchtest. Der Goldene Schnitt hilft dir dabei, indem du ein Bild symmetrisch in neun ungleich große Felder teilst, dessen Linien und Kreuzungen dir als Wegweiser dienen.
Und so funktioniert das Ganze: Das Format der Felder ist 1:0,618:1, also die Weite der ersten und dritten Spalte ist 1 und die in der Mitte 0,618. Genauso verhält es sich mit den horizontalen Spalten – die Weite der ersten und dritten Spalte ist 1 und die der mittleren 0,6180. So ergeben sich die neun unterschiedlich großen Felder. An den vier Kreuz-Punkten in der Mitte des Bildes platzierst du nun die wichtigsten Blickpunkte, was eine interessante und energische Bildgestaltung schafft.
Eine vereinfachte Version ist die sogenannte Drittelregel, die gerne in der Fotografie verwendet wird und die du vielleicht auch schon im Suchfeld deiner Kamera oder auf dem Bildschirm deines Smartphones gesehen hast. Dabei wird das Bild in neun gleich große Rechtecke eingeteilt (mit dem Format 1:1:1). Auch hier platzierst du die wichtigsten Elemente an den vier Kreuzpunkten, um ein visuell ansprechendes Foto zu gestalten.
Der Unterschied zwischen der Drittelregel und dem Goldenen Schnitt ist, dass bei der Drittelregel das mittlere Feld etwas größer ist bzw. die vier Kreuzpunkte etwas weiter auseinander liegen. Da du dir aber ein Bild gedrittelt eher vorstellen kannst als den Goldenen Schnitt, ist das vor allem beim Fotografieren einfacher. Zudem kommt man dem Goldenen Schnitt mit der Drittelregel ohnehin schon sehr nahe und schafft auch damit meist ästhetische Harmonie.
Wie schon zu Beginn des Artikels gezeigt, kann der Goldene Schnitt ideal für Quadrate und Rechtecke eingesetzt werden, aber ebenso gut auch für Kreise. Ein perfekter Kreis in einem der Quadrate folgt dem Format 1:1,618 zu dem Kreis im nebenstehenden Quadrat. Und genau das haben sich bekannte Marken im Logo-Design zunutze gemacht.
Mithilfe der Kreise lassen sich nämlich spannende Logos und Designs entwickeln. Wie anfangs erwähnt, folgen Logos bekannter Marken, wie etwa jene von Pepsi und X (Twitter), dem Goldenen Schnitt. Dieser bringt nämlich auch im Logo-Design Harmonie und ideale Proportionen mit sich.
Jetzt, da du etwas mehr über den Goldenen Schnitt und seine Verwendungszwecke weißt, kannst du ihn selbst gezielt einsetzen, um ansprechende Fotos zu schießen oder ästhetische Designs relativ einfach zu erzielen. Leg einfach gleich mit deiner nächsten Kreation in Canva los – wir wünschen dir viel Spaß beim Herumprobieren!
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